Benefizkonzert "Wir gegen die Flut" am 14.09.2013 in Gera / Hofwiesenpark - VEOLIA-Bühne

Radio Zwiebeldorf, ein kleiner Webradiosender kam mit zwei blinden Moderatoren und überbrachte einen Spendenscheck , gesammelt von Radiohörern. hunderte Kilometer Anfahrt und Solidarität, ein Gespräch mit dem Blinden brachte mich auf die Überlegungen die der Song ausdrückt.

 


David und Tomi auf der Bühne beim Benefiz " Wir gegen die Flut " in Gera

 

Die beiden Moderatoren hörten den Song interessiert und beantworten Fragen:

Michael:  Wie könnt ihr Dinge verstehen die ihr weder sehen noch spüren (Wolken Berge etc.) ?

David: Zugegebenermaßen eigentlich gar nicht, zumindestens nicht Wolken. Berge ist einfach, ich habe schon Bergwanderungen gemacht. Von daher weiß ich schon wie Berge aussehen. Die Sonne kann ich mir auch sehr gut vorstellen, da ich das Glück habe noch hell und dunkel zu sehen. Wenn du dir eine Vorstellung davon machen möchtest schließe einfach die Augen und denk dir die Farben weg. Dann siehst du nur noch Licht.

Tomi: In den Bergen ist man schonmal gewesen und hat so schon durch das Gefühl einen Eindruck, wie weit sie sind bzw. sein können. Dass sie schön aussehen kriegt man natürlich von anderen sehenden gesagt bzw. beschrieben und wird auch mitgerissen, wenn es jemand sehenden erfreut. Bei Wolken ist es schon schwieriger sich diese Vorzustellen. Da ich noch hell und dunkel sehen kann, bringe ich Wolken meist mit Dunkelheit oder Finsternis in Verbindung.

Michael:  Die im Song beschriebene Stelle mit dem Zweig , eine unbekannte Berührung, wie fühlt man so etwas als Blinder ?

David: Eigentlich genau wie du sagst, eine unbekannte Berührung. Man wundert sich, erschrickt vielleicht, aber merkt dann auch sehr bald was es ist, spätestens wenn man sich bückt um zu fühlen was es ist, aber meistens ist das nichtmal notwendig weil man einfach spürt was es ist. es ist, schwer das zu beschreiben.

Tomi: Kommt ganz drauf an, berührt man ihn mit dem Blindenstock oder bleibt daran hängen, kann ich nicht unbedingt sagen, woran ich da hängen geblieben bin. Ich weiß nur, es ist ein Hindernis. Man kann es nur manchmal durch den Stock erspüren indem man beispielsweise hört wie der Zweig zerbricht oder man ihn streift. Das gibt dann ein bestimmtes Geräusch. Ansonsten um ganz sicher zu gehen, dass es ein Zweig war kann man mit den Händen noch einmal danach fühlen.

Michael:  Ist in Eurer Fantasie auch ein Kopfkino mit Dingen die Euch beschrieben werden? Flugzeuge, Wälder, Farben, Horizont ?

David: Hmmm, hab ich noch nie so drüber nachgedacht. Eigentlich so nicht, bei mir meistens nur flüchtig würde ich sagen, aber so etwas wie Horizont ist schwer vorstellbar. Ich weiß aber was gemeint ist. Flugzeuge kenne ich, zwar eher von innen als von außen aber dennoch, ich weiß wie Farben aussehen, allerdings natürlcih nur von Beschreibungen. Ich weiß durch Gespräche die ich mitbekommen habe sogar in etwa welche Farben gut zueinander passen z.B. gelb und orange? Könnte das stimmen? Du siehst schon, ganz sicher bin ich mir nicht. Wälder sind gut vorstellbar. Ich bin schon des öfteren durch den Wald gelaufen und das ist einfach nur cool. Mache ich viel zu selten. Sollten meine Eltern unbedingt mal wieder drauf ansprechen. Aber momentan ist es dafür eindeutig zu kalt.

Tomi: Kopfkino hat man immer. Ich zumindest. Ich mache mir meine eigenen Vorstellungen dazu, entweder wenn ich es beschrieben bekommen habe oder vielleicht sogar selbst wahrgenommen. Den äußeren Aufbau und die Struktur eines Flugzeuges habe ich mir schon einmal ertasten dürfen. Wälder bringt man dann mit typischen Geräuschen, Gerüchen oder Gewächsen in Verbindung, die man wahrnimmt, wenn man einen Waldspaziergang macht. Bei Farben ist ein guter Vorstellungsgeist von Vorteil. Hat man beispielsweise die Farbe gelb, bringt man sie mit der warmen Sonne in verbindung. Grün wiederum mit Gras, das man fühlen kann. Da ich noch hell und dunkel sehe, habe ich eine ungefähre Vorstellung von schwarz und weiß. Sich den Horizont vorzustellen ist etwas schwierig. Ich lebe damit es zu wissen, dass er sich über eine Weite erstreckt und dass die Sonne dahinter auf und unter geht. Logischerweise kommen diese Vorstellungen nicht an das 100-prozentige heran.

Michael:  Bitte ein ganz kurzes Feedback zu den Gedanken eines Sehenden.

David: Nun, ich denke du hast recht mit dem was du sagst, nämlich das wir in gewisser Weise die Welt doch ganz anders erleben und wir Sehenden unsere Welt auch schwer beschreiben können, aber wir sind dank Technik nicht unmittelbar benachteiligt. Ich habe z.B. ein Iphone(ich kann es mit voiceover bedienen) und ich kann damit z.B. Gegenstände erkennen, Farben erkennen, alles mit der Kamera navigieren, Texte bearbeiten und vieles mehr. Momentan schreibe ich an einem Lapto mit Sprachausgabe. Also auch das geht.

Tomi: Viele Dinge werden zu differenziert von Sehenden betrachtet, da es ihnen an der Vorstellungskraft über das Leben eines blinden leider mangelt. Im Wesentlichen gibt es aber kaum Unterschiede in dem Lebensablauf eines blinden. Einschränkungen ja, Unterschiede eher nicht.

Michael: Was erwartet Ihr von Euren Mitmenschen in Punkto Verständnis ?

David: Eigentlich gar nicht so viel. Es gibt Dinge die ich nicht so kann wie andere, aber ich denke ich kann das ganz gut kompensieren. Ich muss zum Beispiel des öfteren auch mal fragen wo die Tür von einer U-Bahn ist oder eben doch mal nach dem Weg fragen, ein Navi kann leider auch nicht alles kompensieren, aber die meißten Menschen sind sehr hilfsbereit.

Tomi: ... Das Menschen offener mit der Blindheit umgehen, offen fragen und keine Angst davor haben.

Michael: Tom, wie ist es Euch nicht sehenden möglich das Internet und auch Facebook fast uneingeschränkt zu nutzen ?

Tomi: Man kann in beliebigen Laptops oder Computern eine Sprachausgabe und Braillezeile installieren, die einem den kompletten Bildschirm auslesen können. Die Sprachausgabe spricht einem den Text vor, und die Braillezeile kann, in dem man sie an den Computer anschließt den Bildschirminhalt in Punkt bzw. Blindenschrift umwandeln. Werde demnächst ein Foto von diesem Gerät bei mir auf der Facebook-Pinnwand posten.

Vielen Dank an die beiden. Wir planen zusammen etwas noch nie da gewesenes. Was, wird in Kürze verraten.   

Wer mag darf via Facebook Kontakt aufnehmen:  ACCOUNT Tomi     ACCOUNT David

 Die beiden moderieren auch regelmäßig bei Radio Zwiebeldorf